Autoren treffen auf Musiker

Artikel erschienen:

7. Januar 2014, Neue Zuger Zeitung

8. Januar 2014, Glarner Woche

 

Das Zuger Bläserquintett macht mit dem Glarner Verein Kulturzyt gemeinsame Sache. Musik und Literatur eine Symbiose.

 

  • Die «glorreichen sieben»: Hanna Steinegger, Hans Schnyder (sitzend) mit dem Zuger Bläserquintett (v. l.) Hans Röllin, Anne Linder, Bruno Linggi, Hansjörg Flury und Alois Hugener. (Bild PD)

 

Zug – Die Literatur und die Musik: zwei Dinge, die perfekt zusammenpassen. Genau das dachte sich auch der Glarner Verein Kulturzyt, als er vergangenen November das Zuger Bläserquintett kennen lernte. Gemeinsam möchte man im Jahre 2014 etwas auf die Beine stellen, die Musik und die Literatur vereinen, gemeinsam ein Experiment wagen und auf Reise gehen. Wohin der Weg führt und wie oft man ihn gehen würde, stand in den Sternen. Aber seit dem letzten Donnerstag im Dezember ist es so weit; Pläne wurden konkret und neue Freundschaften geknüpft.

 

 

Auf nach Baar

 

 

7.30 Uhr, Bahnhof Glarus: Hans Schnyder macht sich zusammen mit dem Verein Kulturzyt auf den Weg. Im Gepäck: sein Erstlingswerk «Abend­weide». Ziel: Musikschule Baar, Inwilerstrasse 4. Zur gleichen Zeit verstaut auch die aus Horgen stammende Schriftstellerin Hanna Steinegger ihr Buch «Kein gewöhnliches Leben» und bereitet sich bei einem Glas Tee auf die Fahrt über den Hirzel vor.

 

8.00 Uhr: Was für ein Sonnenaufgang, das Zuger Bläserquintett ist längst mitten in der Probe. Keine Stunde später verstauen sie ihre Instrumente, um sich nun voll und ganz dem Glarner Schriftsteller Hans Schnyder zu widmen. Mit Witz und Charme kann dieser nach nur wenigen Minuten überzeugen und bringt das Quintett immer wieder zum Lachen. Auch wenn er theoretisch nur einen aus dem Quintett für sich zu gewinnen brauchte Alphornspieler Alois Hugener –, hier stimmt die Chemie bei allen, doch wie wird Hanna Steinegger ins Bilde passen?

 

 

Die Chemie stimmt

 

 

9.30 Uhr: Ebenfalls zu früh klopft nun Hanna Steinegger an die Musik-Tür. Keine fünf Minuten später ist auch hier das Eis gebrochen, und es kommen lustige Geschichten ans Tageslicht, die die Schriftstellerin schon bei ihren Lesungen erlebte. Schnell steht auch hier fest: Die Chemie stimmt, man kann konkret zu den Planungen kommen. «Einige Szenen sind ziemlich dramatisch, da könnte man sicher musikalisch etwas finden», so Hansjörg Flury, der erst kürzlich das Buch «Kein gewöhnliches Leben» verschlungen hat. Hans Röllin, musikalischer Leiter, stellt vor, was vom Quintett aus möglich wäre und was passen könnte. Unterdessen läuft das Quintett bereits bei der Frage nach dem richtigen Veranstaltungsort auf Hochtouren. Man findet einen Nenner und sogar das erste Datum.

 

 

Am Donnerstag, den 5. Juni 2014, werden die «glorreichen sieben» zu einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung zusammenkommen. Es werden Ausschnitte aus den jeweiligen Lese- und Musikreisen gezeigt, bevor dann anschliessend bei einem Apéro mit den Gästen auf die gemeinsame Zukunft angestossen wird. Es finden 2014 vorerst jeweils drei Lese- und Musikreisen statt, Veranstaltungsort und nähere Informationen in Kürze auch unter www.kulturzyt.ch.

Unser "Schützling" geht auf Reise

 

 Januar 14 - Lesung  in Planung

 Lesung mit Musik

 

Ort: voraussichtlich im Güterschuppen Glarus,

 

Autorenlesung mit Hans Schnyder , Netstal „Abendweide“ Musik Fridolin Kundert, Alphorn, weitere Termine u.a. in Davos folgen in Kürze

 

Pressetext Auftritt in Braunwalds Bsinti: http://www.juma-glarnerland.com/galerie/alpleben-im-bsinti/

Alphorn, Abendweide und Alpsegen im Bsinti

 

 

Weit bis ins Tal hinein hörte man am Samstagabend von Braunwald aus ein Alphorn klingen. Es war das Alphorn von Fridolin Kundert, der mit seinen Tönen und einer speziellen Überraschung die erste offizielle Lesung von Hans Schnyder mit seinem Erstlingswerk "Abendweide" vor dem Bsinti einläutete.

 

Von Juliane Krappe

 

"Hoi Friedli", "Hoi Hans" - schon ab der Talstation Linthal wird klar: Hier kommen alte Bekannte. Der eine im Winter in Braunwald als Skilehrer arbeitend, der andere entsprungen aus einer Älplerfamilie mit Netstaler Wurzeln. So verschieden beide heutzutage aussehen, in der Kindheit führten beide ein ähnliches Leben - das Leben eines Älplerkindes.

 

Von der Wärme der Kühe

 

Den Bezug zur Natur und zu den Tieren nie aus den Augen verlierend: Liest Hans Schnyder aus seinem Buch "Abendweide", so versinkt Fridolin Kundert in sein eigenes Leben und erinnert sich an Momente, die er ebenfalls so erlebt hat. "Das mit den Kühen kenne ich, das hab ich doch genauso gemacht", so Kundert zu einer Passage, die Schnyder ebenfalls mit Genuss vorgetragen hat. Die Tiere spielten damals sowie am Samstagabend eine grosse Rolle. "Man muss sich mal vorstellen, wie einsam es auf einer Alp auch sein kann, da werden die Tiere schnell zu deinen Freunden" - wie eng die Verbindung zwischen ihnen war, wird auch in der Passage, die der neue Schriftsteller am Samstagabend zum besten gibt, klar:

 

"Oft lag ich statt in der Blütterkiste auf den Kühen. Ich suchte mir eine liegende, meist ältere Kuh aus. Dann kroch ich auf den Bauch der Kuh und legte mich bäuchlings darauf. (....) Wie ein kleines Äfflein lag ich da auf dem Bauch einer Kuh, geborgen in der Wärme, vertraut mit den Tieren und immer auf der Hut zum Absprung, sollte die Kuh vom Läger aufstehen."

 

Urechter Netstaler Mut in Braunwald

 

Gespannt lauschten auch die zahlreich erschienenen Gäste und lachten über die detailgetreuen Ausformulierungen zu dem Alpleben des Hans Schnyders. Selbst bei der Behauptung, dass man nur in Netstal den richtigen Glarner Dialekt sprechen könne, konnte sich kaum jemand vor lachen halten. Mit Witz und Charme meistert Schnyder seine erste offizielle Lesung, erzählt noch mehr Details aus seinem Leben auf der Auern-Alp und zieht die Gäste in den Bann des einfachen Lebens. Nur einer konnte ihm den Rang an diesem Abend streitig machen - Fridolin Kundert.

 

Ein Mann mit Herz und Melodie

 

"Fridli" - so wird der stämmig aussehende Mann mit Bart von allen genannt, barfuss läuft er am liebsten durch die Gegend. Im Winter sieht man ihn als Skilehrer in Braunwald, Landwirt ganzjährig, nebenbei Totengräber und Alphornspieler, um nur einiges aus seinem Leben zu nennen. Am Samstagabend zeigte er sich wieder einmal mehr als Mann mit grossem Herz. "Ich freue mich, dass ich wieder bei seiner Lesung spielen darf" - schon bei der Buchvernissage am 8. Juni war er der Alphornspieler, der das  Älplerleben auch akkustisch zum Ausdruck brachte. "An dem Abend bekam ich das Buch Abendweide geschenkt und hatte es bereits am nächsten Tag um die Mittagszeit ausgelesen", erinnert sich der sympatische Landwirt kurz bevor der zum ersten Mal das Alphorn im Bsinti erklingen lässt. Es wären die Parallelen, die zum Teil gleichen Menschen gewesen, die ihn so ans Buch gefesselt hatten. Am Morgen habe seine Frau Mühe gehabt, ihn in den Stall zu treiben.  

   

Der besondere Bsinti-Betruf

 

Nach gut 90 Minuten neigt sich die Lesung mit musikalischer Umrahmung dem Ende zu, es ist der grosse Augenblick für Kundert. "Ich habe mir für heute noch eine Überraschung überlegt. Es ist sehr emotional für mich" - sympatisch erzählt er vom Betruf, was dieser für ihn bedeutet und dass er zwei Betrufe, einen Sankt Galler und einen Glarner, vereint habe  und nun hofft, es richtig vortragen zu können. Mit dieser Überraschung öffnet er den Gästen an diesem Abend endgültig die Tür zu einem anderen Leben und fesselt sie gekonnt und eindrücklich an die Schönheit des Älplerlebens. An diesem Abend stimmte im Bsinti einfach alles und man darf sicher gespannt sein, wie es mit dem neu geborenen Älplerteam noch weiter gehen wird.

Lese- und Musikreise 2014

Und am 3. November 2014 ging es dann ins Zugerland. Im Pulverturm Zug sah es dann so aus:

Mit den Autoren Hanna Steinegger und Hans Schnyder sowie dem Zuger Bläserquintett und Alphornspieler Fridolin Kundert auf Reise durch drei Kantone

 

Literatur: "Agnes & Rudolph" und "Abendweide"

 

Büchel, Alphorn & Glarner Betruf: Fridolin Kundert

 

Veranstaltungsorte: Glarus-Landesplattenberg (5. Juni 2014), Ortsmuseum Sust in Horgen (18. September 2014)  & der Pulverturm in Zug (3. November 2014)

 

Die Idee: Die Veranstaltung schlägt mit einer einzigartigen Verbindung verschiedener Kunstformen – Musik, Literatur und dem Erleben historisch bedeutungsvoller Räume - eine Brücke über 500 Jahre Schweizer Geschichte.

 

Ziel: Verbreitung der Glarner Literatur und die Förderung des kulturellen Zusammenwirkens in drei Kantonen: Schweizer Historie in Wort, Klang und Raum erlebbar machen - vom Mittelalter bis zum Älperleben vor 50 Jahren und heute

 

Projektbeschrieb:

 

Auch in diesem Jahr möchten wir eine Lese- und Musikreise durch unterschiedliche Kantone organisieren und haben dafür eine Zusammenarbeit zwischen den Schriftstellern Hanna Steinegger „Kein gewöhnliches Leben“ und Hans Schnyder „Abendweide“ sowie dem Zuger Bläserquintett generieren können. Gemeinsam werden sie durch drei Kantone ziehen und Einblicke in unterschiedliche Literatur- und Musikwelten gewähren.

 

Hanna Steinegger wird aus ihrem neuen Buch „Agnes & Rudolf“ lesen. In dem Buch geht es erneut um ein Familienschicksal aus der Schweiz, das sich im 15. und 16. Jahrhundert abspielt. Abwechselnd zur Lesung wird das Zuger Bläserquintett, das bereits sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte, dem Text angepasste Lieder vorführen.

 

Hans Schnyder wird anschliessend aus seinem Buch „Abendweide“ lesen und persönliches zu seiner Älplerzeit im Glarnerland erzählen. Er wird begleitet von den Alphornspielern Alois Hugener (Mitglied des Zuger Bläserquintetts) und Fridolin Kundert. Fridolin Kundert spielte bereits zur Vernissage zum Buch „Abendweide“ und trat mit Hans Schnyder auch in Braunwalds Bsinti auf. Als Zugabe und Abschluss der Auftaktveranstaltung wird Fridolin Kundert seinen speziellen Betruf vorführen.

 

Momente, an die man gern zurückdenkt... Bilder der Auftaktveranstaltung im Landesplattenberg am 5. Juni 2014:



Und Momente, die ebenso unvergesslich waren, dann schon am 18. September 2014 direkt am Zürisee! Danke an das Ortsmuseum Sust für die ganze Mithilfe & Museumsführung.


Wer an diesem Tag am Zürisee das Alphorn hörte, war indirekt unser Gast...


So sah es dann in Bildern aus: