Archiv-  21. September 2014, 17 Uhr, „Raff trifft Dumas im Glarnerland“ Soldenhoffsaal Glarus: Musik- und Literatur Abend mit dem Klavier-Duo Daniel und Vilma Zbinden: „Das Europa des 19.Jahrhundert – Literarische Impressionen und Musik des Schweizer Komponisten Joachim Raff.“ Es sprechen Sandy Nitzsche und Swantje Kammerecker. Büchertisch und Buchvorstellung der neuen Biografie von Joachim Raff durch den Autor Res Marty (Präsident der Raff-Gesellschaft). Eintritt frei, Kollekte

Glarus erweist dem Komponisten Raff die Ehre


Unter dem Motto „Dumas trifft Raff im Glarnerland“ inszeniert das Klavierduo Vilma und Daniel Zbinden am 21.9. in Glarus eine literarisch-musikalische Reise durchs Europa des 19.Jahrhundert – mit Musik des Schweizer Komponisten Joachim Raff. Eine neue Biografie zu ihm stellt Res Marty vor.


Ein besonderes Rendez-vous von Musik und Literatur wird am kommenden Sonntag in Glarus 21.September um 17 Uhr im Soldenhoffsaal Glarus erwartet: Im Zentrum steht dabei der Komponist Joachim Raff (1822-1882) aus Lachen, über den dieser Tage eine Aufsehen erregende Biografie erscheint. Der Präsident der Joachim Raff Gesellschaft, Res Marty – übrigens zur Hälfte von Glarner Abstammung – hat das umfangreiche und schön gestaltete Buch verfasst, das am 18.9. in Lachen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird und auch in Glarus präsent sein wird .


Daniel Zbinden, der am 21.9. mit seiner Frau Vilma etwa eine halbe Stunde Musik aus Raffs vierhändigen Opus 82 vortragen wird, erklärt: „Bis vor zwei Jahren war für mich Raff, wie wohl für fast alle, die in der Schweiz Musik studiert haben, kaum mehr als eine Name, ein `Kleinmeister`, seine Werke hatte ich noch nie gehört!“ Als dann eine Anfrage der Joachim Raff Gesellschaft kam, bei einem Vortrag Raff-Werke zu spielen, wagten die Pianisten das Experiment- und waren begeistert von der Musik. Diesen Frühling spielte das Duo Zbinden in Lachen ein grosses Raff-Rezital für die Gesellschaft; und auch wenn bei ihren Auftritten in Litauen Schweizer Musik gefragt ist, kommt Raff zum Zuge. Für Zbinden, der nicht nur Musik, sondern auch Französische Sprache und Literatur studiert hat, war rasch klar, dass Raffs bildhafte und ausdrucksstarke Musik sich gut mit Texten verbinden würde, denn „diese Charakterstücke mit den prägnanten Titeln sind wie Postkarten!“


Gemsjagd im Glärnisch


Raff, wohl auch ein sehr belesener Zeitgenosse, und seine Frau, eine Schauspielerin, hätten vermutlich Freude am Konzept der Glarner gehabt. Daniel Zbinden suchte Literatur aus dem 19. Jahrhundert passend zu den Stücken und wurde fündig bei Leo Tolstoi, Alphonse Lamartine, Therese Bichsel – und sehr zur Freude des Veranstalters kulturzyt bei Alexandre Dumas: In dessen „Reiseerinnerungen aus der Schweiz“ finden sich auch zwei herrliche Kapitel übers Glarnerland: Eine Gemsjagd im Glärnisch und ein Kutschenunfall bei Näfels bilden den dramatischen Mittelpunkt des literarischen Teils. Als Lektorinnen wirken Sandy Nitzsche und Swantje Kammerecker; im Anschluss an die Konzert-Lesung gibt es einen Büchertisch (Baeschlin) und Autor Res Marty stellt sein Buch vor.


Herr Res Marty, Autor der Biografie zu Joachim Raff im Gespräch:

Wie kam es, dass Sie Joachim Raff entdeckten und ein grosses Buch über ihn schrieben? In Lachen kennt man Raff, an seinem Geburtshaus befindet sich eine Gedenktafel, daneben eine Platzbezeich-nung und an den Seegestaden steht sogar ein grosses Denkmal für ihn! Als begeisterter Sänger habe ich mich früh mit diesem bei uns wichtigen, in der Musikszene aber eher unbekannten Komponisten beschäftigt. Auch mein Vater war Musiker, und auch ihn berührte die Lebensgeschichte von Raff. Er gründete anfangs der 1970er Jahre die Joachim Raff Gesellschaft und ich durfte 1974 nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden das Präsidium übernehmen. Inzwischen haben wir viele Konzerte, Vorträge, CD-Produktionen, Radio- und TV-Sendungen und auch Publikationen selber organisiert, oder mitgeholfen bei Produktionen im In- und Ausland. Die jetzt erscheinende Biografie war ein Versprechen, das ich mir vor dreissig Jahren selber gegeben habe und welches jetzt eingelöst wird.

Was hat Sie an Raff begeistert? Mich begeistert vor allem seine Persönlichkeit. Er stieg als ausserordentlich begabter junger Mann vom Land, mit sehr viel autodidaktischem Studium rasch in die musikalische Elite Deutschlands auf. Franz Liszt, Richard Wagner, Clara Schumann, Hans von Bülow, P. I. Tschaikowsky, Johannes Brahms und weitere bekannte Musiker schätzten ihn und profitierten in vielfältiger Weise von ihm. Er gehörte auch zu den ersten Kritikern von Richard Wagner. Vor allem dessen zweifelhaftes Menschenbild behagte Raff gar nicht. Mit viel Fleiss, Kunstsinn, Zivilcourage und Hartnäckigkeit verfolgte er seine musikalischen Ziele.

Raff war also zu Lebzeiten berühmt – warum hielt der Ruhm nicht lange? Wieso manche Künstler berühmt werden und andere, ebenso begabte weniger, ist häufig irrational und schwer erklärbar. Da sind stets verschiedene Faktoren beteiligt. Sicher spielen die Werke selber eine Rolle (Sind sie gut komponiert? Entsprechen sie dem gängigen Publikumsgeschmack? Werden sie von Kritikern gut beurteilt? Werden sie verstanden?), aber auch die Persönlichkeit des Komponisten: Raff war ein eher zurückhaltender, bescheidener Mensch. Um ihn gab es keine Skandale, er erschien nie in den Klatschspalten. Er kritisierte dafür häufig offen und direkt die manchmal stümperhaften Kritiker in der Presse. Da gab es dann auch Retourkutschen; und die Presse beachtete ihn fortan weniger. Vielleicht hätte er diplomatischer, opportunistischer sein können…? Daneben war er gleichzeitig Anhänger der konservativen und der neudeutschen Musikrichtung, also eine Art Mittler. Wo man heute seinen eigenen Weg erkennt, wurde ihm früher lange Unentschiedenheit vorgeworfen.

Kann man von einer Raff-Wiederentdeckung sprechen? Ja, ich würde sagen, dass sein Werk in der Musikszene wieder einen festen Platz einnimmt. Im Oktober wird z.B. im kleinen Tonhalle-Saal ein Klavierrezital mit einem seiner Werke gespielt. Und kürzlich stand eine Opern- Ouvertüre Raffs auf dem Programm des Hessischen Rundfunkorchesters in Frankfurt unter Leitung von Neeme Järvi.

Hatte Raff eine Beziehung zum Glarnerland? Die vorhandenen Quellen sagen bis jetzt recht wenig über direkte Erfahrungen mit dem Glarnerland. Immerhin gibt es aber schon zwei, drei Beziehungen, die erwähnenswert sind; gerne werde ich anlässlich des Konzertes darauf eingehen.

Ein märchenhafter Aufstieg: Joachim Raff wollte als junger mittelloser Künstler ein Konzert von Franz Liszt in Basel hören und legte die Strecke von Zürich nach Basel bei strömendem Regen zu Fuss zurück, worauf er leider zu spät ankam. Allerdings hatte er Glück, denn er wurde vom Assistenten des Maestros noch eingelassen und durfte nach dem Konzert sogar Liszt sprechen. Dieser muss ebenfalls von Raff begeistert gewesen – er engagierte ihn sofort als Assistenten. Liszt unterrichtete Raff, förderte aber auch dessen Karriere und nahm dessen Talent in Anspruch, z.B. beim Instrumentieren von Werken. Später, in Weimar führt Liszt seinen Zögling in die wichtigen Kulturkreise ein.

Konzert-Lesung mit Buchvorstellung am 21.September um 17 Uhr im Soldenhoffsaal Glarus, Eintritt frei, Kollekte. Infos bei www.kulturzyt.chund Baeschlin Bücher, Glarus.

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21. September 2014, 17 Uhr, „Raff trifft Dumas im Glarnerland“


Soldenhoffsaal Glarus: Musik- und Literatur Abend mit dem Klavier-Duo Daniel und Vilma Zbinden: „Das Europa des 19.Jahrhundert – Literarische Impressionen und Musik des Schweizer Komponisten Joachim Raff.“ Es sprechen Sandy Nitzsche und Swantje Kammerecker. Büchertisch und Buchvorstellung der neuen Biografie von Joachim Raff durch den Autor Res Marty (Präsident der Raff-Gesellschaft). Eintritt frei, Kollekte

Glarus erweist dem Komponisten Raff die Ehre


Unter dem Motto „Dumas trifft Raff im Glarnerland“ inszeniert das Klavierduo Vilma und Daniel Zbinden am 21.9. in Glarus eine literarisch-musikalische Reise durchs Europa des 19.Jahrhundert – mit Musik des Schweizer Komponisten Joachim Raff. Eine neue Biografie zu ihm stellt Res Marty vor.


Ein besonderes Rendez-vous von Musik und Literatur wird am kommenden Sonntag in Glarus 21.September um 17 Uhr im Soldenhoffsaal Glarus erwartet: Im Zentrum steht dabei der Komponist Joachim Raff (1822-1882) aus Lachen, über den dieser Tage eine Aufsehen erregende Biografie erscheint. Der Präsident der Joachim Raff Gesellschaft, Res Marty – übrigens zur Hälfte von Glarner Abstammung – hat das umfangreiche und schön gestaltete Buch verfasst, das am 18.9. in Lachen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird und auch in Glarus präsent sein wird .


Daniel Zbinden, der am 21.9. mit seiner Frau Vilma etwa eine halbe Stunde Musik aus Raffs vierhändigen Opus 82 vortragen wird, erklärt: „Bis vor zwei Jahren war für mich Raff, wie wohl für fast alle, die in der Schweiz Musik studiert haben, kaum mehr als eine Name, ein `Kleinmeister`, seine Werke hatte ich noch nie gehört!“ Als dann eine Anfrage der Joachim Raff Gesellschaft kam, bei einem Vortrag Raff-Werke zu spielen, wagten die Pianisten das Experiment- und waren begeistert von der Musik. Diesen Frühling spielte das Duo Zbinden in Lachen ein grosses Raff-Rezital für die Gesellschaft; und auch wenn bei ihren Auftritten in Litauen Schweizer Musik gefragt ist, kommt Raff zum Zuge. Für Zbinden, der nicht nur Musik, sondern auch Französische Sprache und Literatur studiert hat, war rasch klar, dass Raffs bildhafte und ausdrucksstarke Musik sich gut mit Texten verbinden würde, denn „diese Charakterstücke mit den prägnanten Titeln sind wie Postkarten!“


Gemsjagd im Glärnisch


Raff, wohl auch ein sehr belesener Zeitgenosse, und seine Frau, eine Schauspielerin, hätten vermutlich Freude am Konzept der Glarner gehabt. Daniel Zbinden suchte Literatur aus dem 19. Jahrhundert passend zu den Stücken und wurde fündig bei Leo Tolstoi, Alphonse Lamartine, Therese Bichsel – und sehr zur Freude des Veranstalters kulturzyt bei Alexandre Dumas: In dessen „Reiseerinnerungen aus der Schweiz“ finden sich auch zwei herrliche Kapitel übers Glarnerland: Eine Gemsjagd im Glärnisch und ein Kutschenunfall bei Näfels bilden den dramatischen Mittelpunkt des literarischen Teils. Als Lektorinnen wirken Sandy Nitzsche und Swantje Kammerecker; im Anschluss an die Konzert-Lesung gibt es einen Büchertisch (Baeschlin) und Autor Res Marty stellt sein Buch vor.


Herr Res Marty, Autor der Biografie zu Joachim Raff im Gespräch:

Wie kam es, dass Sie Joachim Raff entdeckten und ein grosses Buch über ihn schrieben? In Lachen kennt man Raff, an seinem Geburtshaus befindet sich eine Gedenktafel, daneben eine Platzbezeich-nung und an den Seegestaden steht sogar ein grosses Denkmal für ihn! Als begeisterter Sänger habe ich mich früh mit diesem bei uns wichtigen, in der Musikszene aber eher unbekannten Komponisten beschäftigt. Auch mein Vater war Musiker, und auch ihn berührte die Lebensgeschichte von Raff. Er gründete anfangs der 1970er Jahre die Joachim Raff Gesellschaft und ich durfte 1974 nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden das Präsidium übernehmen. Inzwischen haben wir viele Konzerte, Vorträge, CD-Produktionen, Radio- und TV-Sendungen und auch Publikationen selber organisiert, oder mitgeholfen bei Produktionen im In- und Ausland. Die jetzt erscheinende Biografie war ein Versprechen, das ich mir vor dreissig Jahren selber gegeben habe und welches jetzt eingelöst wird.

Was hat Sie an Raff begeistert? Mich begeistert vor allem seine Persönlichkeit. Er stieg als ausserordentlich begabter junger Mann vom Land, mit sehr viel autodidaktischem Studium rasch in die musikalische Elite Deutschlands auf. Franz Liszt, Richard Wagner, Clara Schumann, Hans von Bülow, P. I. Tschaikowsky, Johannes Brahms und weitere bekannte Musiker schätzten ihn und profitierten in vielfältiger Weise von ihm. Er gehörte auch zu den ersten Kritikern von Richard Wagner. Vor allem dessen zweifelhaftes Menschenbild behagte Raff gar nicht. Mit viel Fleiss, Kunstsinn, Zivilcourage und Hartnäckigkeit verfolgte er seine musikalischen Ziele.

Raff war also zu Lebzeiten berühmt – warum hielt der Ruhm nicht lange? Wieso manche Künstler berühmt werden und andere, ebenso begabte weniger, ist häufig irrational und schwer erklärbar. Da sind stets verschiedene Faktoren beteiligt. Sicher spielen die Werke selber eine Rolle (Sind sie gut komponiert? Entsprechen sie dem gängigen Publikumsgeschmack? Werden sie von Kritikern gut beurteilt? Werden sie verstanden?), aber auch die Persönlichkeit des Komponisten: Raff war ein eher zurückhaltender, bescheidener Mensch. Um ihn gab es keine Skandale, er erschien nie in den Klatschspalten. Er kritisierte dafür häufig offen und direkt die manchmal stümperhaften Kritiker in der Presse. Da gab es dann auch Retourkutschen; und die Presse beachtete ihn fortan weniger. Vielleicht hätte er diplomatischer, opportunistischer sein können…? Daneben war er gleichzeitig Anhänger der konservativen und der neudeutschen Musikrichtung, also eine Art Mittler. Wo man heute seinen eigenen Weg erkennt, wurde ihm früher lange Unentschiedenheit vorgeworfen.

Kann man von einer Raff-Wiederentdeckung sprechen? Ja, ich würde sagen, dass sein Werk in der Musikszene wieder einen festen Platz einnimmt. Im Oktober wird z.B. im kleinen Tonhalle-Saal ein Klavierrezital mit einem seiner Werke gespielt. Und kürzlich stand eine Opern- Ouvertüre Raffs auf dem Programm des Hessischen Rundfunkorchesters in Frankfurt unter Leitung von Neeme Järvi.

Hatte Raff eine Beziehung zum Glarnerland? Die vorhandenen Quellen sagen bis jetzt recht wenig über direkte Erfahrungen mit dem Glarnerland. Immerhin gibt es aber schon zwei, drei Beziehungen, die erwähnenswert sind; gerne werde ich anlässlich des Konzertes darauf eingehen.

Ein märchenhafter Aufstieg: Joachim Raff wollte als junger mittelloser Künstler ein Konzert von Franz Liszt in Basel hören und legte die Strecke von Zürich nach Basel bei strömendem Regen zu Fuss zurück, worauf er leider zu spät ankam. Allerdings hatte er Glück, denn er wurde vom Assistenten des Maestros noch eingelassen und durfte nach dem Konzert sogar Liszt sprechen. Dieser muss ebenfalls von Raff begeistert gewesen – er engagierte ihn sofort als Assistenten. Liszt unterrichtete Raff, förderte aber auch dessen Karriere und nahm dessen Talent in Anspruch, z.B. beim Instrumentieren von Werken. Später, in Weimar führt Liszt seinen Zögling in die wichtigen Kulturkreise ein.

Konzert-Lesung mit Buchvorstellung am 21.September um 17 Uhr im Soldenhoffsaal Glarus, Eintritt frei, Kollekte. Infos bei www.kulturzyt.chund Baeschlin Bücher, Glarus.

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